Erfahrungsbericht “Lehmputz”

Empfiehlt sich Lehmputz nur für Leute mit dickem Geldbeutel? Mit Sicherheit nicht, denn gerade Selbstbauer und Putz-Anfänger profitieren von diesem Baustoff ganz enorm. In diesem Artikel beschreibe ich meine persönlichen Erfahrungen als Selbstbauer.

Lehmputz im Betonmischer

Lehmputz im Betonmischer.

Woher nehmen?

Lehm ist Lehm, könnte man denken. Stimmt aber nicht. Lehm besteht aus Sand, Schluff und Ton und schon allein das Verhältnis dieser drei Grundstoffe bestimmt wesentliche Eigenschaften des Lehms. Um daraus einen Lehmputz zu machen, werden dem Lehm weitere Stoffe zugesetzt, wie z.B. Strohhäcksel als Armierung, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben. Es soll jedoch auch Lehmputze geben, die vor lauter Zuschlagstoffen nur noch wenig Lehm enthalten. Ein Blick auf die Zusammensetzung ist auf jeden Fall vor dem Kauf angesagt. Dagegen produziert z.B. Claytec Lehmputze, die neben Lehm und Sand nur Stroh enthalten. Am günstigsten ist Lehm übrigens “erdfeucht im Bigbag”. Dabei erhält man eine 1200kg (1,2t) fassende “Plastiktüte” mit erdfeuchtem Lehmputz, dem jedoch noch immer etwas Wasser zugemischt werden muss, damit er sich verarbeiten lässt. Nachteil: Erdfeuchter Lehmputz ist nur begrenzt lagerfähig. 3 Monate, laut Hersteller.

Verarbeitung

Grundsätzlich lässt sich Lehmputz auch mit einer Putzmaschine verarbeiten. Für den Selbstbauer und Gelegenheitsputzer tut’s allerdings auch ein Betonmischer aus dem Baumarkt. Mit einer Schaufel kommt der erdfeuchte Lehm absolut staubfrei in den Mischer, etwas Wasser dazu und gut mischen lassen. Je länger umso besser. Wenn der Lehm nur an der Innenseite der Trommel haften bleibt und praktisch keine Mischung mehr statt findet, fehlt entweder etwas Wasser oder es befindet sich insgesamt zu wenig Material im Mischer.

Dachheizung mit Lehmputz

Das Einputzen der Heizungsrohre unserer Dachheizung mit Lehm ist trotz der hohen Auftragsstärke (ca. 2cm) und der geneigten Oberfläche kein Problem.

Anschließend habe ich den Putz entweder mit der Kelle an die Wand geworfen oder aufgezogen. Lehm trocknet ausschließlich durch das Verdunsten von Wasser. Eine chemische Reaktion wie z.B. bei Kalk oder Zement findet nicht statt. Aus diesem Grund kann man Lehm jederzeit wieder anfeuchten und weiter bearbeiten. Dies ist speziell für Anfänger oder Sebstbauer in unschätzbarer Vorteil. Wenn die erste Wand nicht gleich so gerade werden will wie sie soll, entsteht kein Zeitdruck. Einfach immer wieder anfeuchten und solange abziehen bzw. korrigeren, bis alles stimmt. Wenn man spät am Abend keine Lust mehr hat, die frisch verputzte Wand auch noch abzureiben: Kein Problem. Das geht auch noch am nächsten Morgen (oder ein halbes Jahr später). Zuviel Lehm angemischt? Macht nichts, entweder in den nächsten Tagen verarbeiten oder komplett austrocknen lassen und später wieder einweichen. Werkzeug reinigen? Das spare ich mir normalerweise. Die Kelle drücke ich einfach in den restlichen Lehm, der im Schubkarren/Eimer/Mischer verbleibt. So muss ich am nächsten Tag nicht einmal angetrocknete Reste abkratzen. Den Mischer säubere ich nur, wenn ich ihn doch mal wieder für etwas anderes benötige.

Beliebig lange sollte man den Lehm allerdings nicht feucht halten. Irgendwann beginnen nämlich die organischen Zuschlagstoffe zu faulen, und ein wenig schmeichelhafter Geruch entsteht. Dieser Geruch verschwindet nach dem vollständigen Durchtrocknen evtl. wieder, besser ist es aber, es gar nicht soweit kommen zu lassen.

Weiter zum 2. Teil dieses Artikels …


Posted

in

,

by

Tags: